Erwiderung von MissBiT e.V., Trier auf die Reaktion aus München auf den Brief von Timo Ranzenberger (Betroffener im Fall Freisen) an Kardinal Reinhard Marx

Veröffentlicht am 21. Mai 2021 um 18:00

Erwiderung von MissBiT e.V., Trier auf die Reaktion aus München auf den Brief
von Timo Ranzenberger (Betroffener im Fall Freisen) an Kardinal Reinhard Marx
Es gibt angemessene Sprache und unangemessene Sprache; das richtet sich jeweils nach dem
Gegenstand, der verhandelt wird. Der Brief von Timo Ranzenberger hatte zum Gegenstand das
unheilvolle und folgenschwere Versäumnis von Marx, damals Bischof von Trier, einer offiziellen
Anzeige gegen einen priesterlichen Täter nicht nachgegangen zu sein.
Abgesehen davon, dass eine solche Pflichtverletzung zur Suspendierung führen müsste (siehe
Köln), muss Timo Ranzenberger nun erkennen, dass die langjährige Notlage, in die er durch
das Versäumnis geraten ist, nicht wahrgenommen wird.
Er hat als Antwort lediglich die Verweise der Pressesprecher von Marx, Bätzing und
Ackermann erhalten, die schon in der Presse zu lesen waren als Reaktion auf die
Recherchearbeit der ZEIT / Christ und Welt.
Sein Brief war persönlich an Marx gerichtet; er war geprägt von seinen Emotionen und Fragen,
die ihn bewegen. Seine Sprache war gut überlegt, sie war an keiner Stelle verletzend – wohl
vorwurfsvoll, was ja angemessen ist.
Jede und jeder, die/der einen solchen Brief erhält, müsste normalerweise mit Beschämung und
Innehalten reagieren. Und sich sofort in Bewegung setzen auf die verletzte Person hin, um
wenigstens Mitgefühl zu zeigen oder irgendeine Form von Hilfe anzubieten. Nichts davon ist
geschehen.
Es wurde formal geantwortet und auch erst in dem Moment, als der Brief auf der MissBiT-Seite
und bei Facebook erschienen ist. Diese Sprache ist unangemessen, das ist das erste, was
dazu zu sagen ist.
Dass Timo Ranzenberger den Brief öffentlich gemacht hat, ist sehr gut. Denn dadurch ist
erkennbar, wie man ab einer gewissen kirchlichen Verwaltungsebene mit persönlichen
Schreiben umgeht.
Es steht zu vermuten, dass in den vergangenen Jahren sehr viele solche Schreiben an
kirchliche Verantwortliche gegangen sind, Timo Ranzenberger ist sicher kein Einzelfall.
Schlimm ist es sich vorzustellen, dass mit all diesen Menschen so kalt umgegangen wurde.
Es würde allerdings erklären, warum die meisten Betroffenen keine Erwartungen mehr an die
Bischöfe haben; jedenfalls keine, die mit ihrer Aufgabe als Seelsorger zu tun haben.
Das wären zum Beispiel Verständnis zeigen, emotional berührt sein, aus Reue und
Schuldempfinden in sich gehen, sich nach dem Befinden von Opfern zu erkundigen, zum
Beispiel einen ordentlichen Brief schreiben.

Es gibt ungeahnt viele Möglichkeiten, sich menschlich zu zeigen. Sie scheinen in der Kirche der
höheren Sphären verloren gegangen…
Die viel beschworene und von den Bischöfen oft in der Öffentlichkeit genannte „Orientierung an
den Opfern“ erweist sich mal wieder als leeres Gerede.
Wir danken Timo Ranzenberger für seine offenen Worte, die ja auch einen Blick in seine Seele
freigeben. Das ist eine Ermutigung für uns alle.
Für den MissBiT-Vorstand
Jutta Lehnert
Rückfragen zu dieser Pressemitteilung an
Jutta.lehnert@missbit.de

 

Quelle:

https://missbit.de/startseite/


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