Persönlicher Brief/Email von Timo Ranzenberger an Reinhard Kardinal Marx vom 07.02.2022

Veröffentlicht am 7. Februar 2022 um 18:00

Sehr geehrter Herr Reinhard Kardinal Marx,


ich möchte mich hier in dieser Email mit ein paar Gedanken an Sie wenden. Ich möchte mir das Porto mal sparen. Ich hatte Ihnen bereits im Mai 2021 sowie im Dezember 2021 einen jeweils 6-seitigen Brief an Sie persöhnlich gerichtet zukommen lassen, welcher laut Ihrer Erzbischöflichen Sekretärin an Sie durchgestellt wurde. Leider habe ich bis heute keinerlei Antwort auf den ersten sowie zweiten Brief von Ihnen hierzu erhalten. Schade wie ich finde. Ich habe im Dezember 2021 auch Ihrem Trierer Kollegen, Herrn Bischof Ackermann sowie Ihrem Limburger Kollegen, Herrn Bischof Bätzing einen Brief gesendet. Einzig und allein Herr Bischof Ackermann hat mir zeitnah einen 1-seitigen Brief gesendet.Der Inhalt war zwar nicht zufriedenstellend, aber immerhin hat der werte Herr Bischof Ackermann geantwortet und mich somit nicht ignoriert. Sehr Lobenswert von dem Herrn Bischof Ackermann. Hut ab. Einer der antwortet und nicht konsequent ignoriert.
Die Sekretärin des werten Herrn Bischof Bätzing meinte zu mir in Ihrem Schreiben das Herr Bischof Bätzing mir noch antworten werde. Bis heute habe ich auch von ihm keine Reaktion erhalten.... Schade und traurig zugleich. Ich sollte vielleicht auch ihm mal nicht im Namen meiner Person schreiben, sondern im Namen eines hochangesehenen Menschen. Bestimmt hätte ich dann schon längst eine Antwort auch von seiner Person erhalten......
Sie persöhnlich haben nun in Ihrer jüngsten Stellungnahme zum aktuellen Gutachten in "Wir" und "Uns"-Form zugegeben, dass die katholische Kirche die hauseigenen Opfer konsequent ignoriert hat. Sie persöhnlich haben zugegeben das Opfer Ihnen völlig egal waren und der Schutz der Institution Kirche im Mittelpunkt stand (und noch steht?). Sie haben dieses unverzeihliche Verhalten selbst eingeräumt bzw. abgelesen bei Ihrer öffentlichen Stellungnahme und für die Zukunft Besserung gelobt sowie um Entschuldigung gebeten.
Warum haben Sie mir bislang nicht geantwortet? Bin ich es nicht wert das man mir antwortet, ein Zeichen/Signal übermittelt das meine Botschaft/Anliegen zur Kenntnis und somit wahrgenommen wurde? Bin ich bloß ein einfacher 0815- Betroffener, dem man nicht antworten braucht? Ignorieren Sie persöhnlich auch die an Sie gerichteten Briefe von zum Beispiel dem Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler oder sonst einem “hohen Tier” in unserer Gesellschaft, wenn diese Person Ihnen vielleicht sogar Kritik übermittelt in ihrem Schreiben an Sie? Sind das etwa bessere Menschen, die es wert sind antworten/Reaktionen seitens Ihrer Person zu erhalten und andere Menschen wie etwa Betroffene Ihrer eigenen Kirche nicht? Wissen Sie eigentlich was sie persöhnlich mit Ihrem ignoranten Verhalten so anrichten? Finden Sie das in Ordnung? Ich weiß durch intensiven Austausch mit anderen Betroffenen Ihrer katholischen Kirche nun, dass Sie nicht bloß meine Briefe ignoriert haben. Ich frage mich hier immer und immer wieder aufs Neue was in so einer Person vor sich geht. Können Sie nicht antworten? Dürfen Sie etwa nicht antworten? Wollen Sie nicht antworten? Sind Ihnen solche Menschen einfach nur egal und im Grunde genommen lästige Zeitgenossen? Ich versuche seit rund 6 Jahren zu verstehen wie Menschen wie ua. Sie so denken und was in Ihrem Kopf so vor sich gehen mag bei dem ein oder anderen Thema was ua. Ihre Entscheidungen anbelangt. Um etwas zu bearbeiten und letzendlich verarbeiten zu können müssen auf die Fragen auch antworten folgen. Antworten, die Sinn ergeben. Ich habe bislang absolut keine Antworten erhalten, nur Vermutungen und Mutmaßungen von ua Seelsorgern (kath.Priestern aus ua. ihrem Erzbistum). Warum verhalten Sie sich so Betroffenen gegenüber? Meinen Sie das Sie als Kardinal etwas besseres sind als andere Menschen? Ist das der Grund warum Sie manche Personengruppen (Opfer sexualisierter Gewalt durch Kirchenangehörige) einfach links liegen lassen und sich nicht um deren Anliegen kümmern/gekümmert haben? Sollte es nicht zum guten Ethos eines Seelsorgers gehören sich zu aller erst um die schwachen, gekränkten, und verletzten Seelen in Fürsorglichem Umfang zu kümmern? Gehört Ignorieren dazu? In meinen beiden Briefen an Sie war ich sehr direkt, bin auf den Punkt gekommen und habe bezüglich meiner Gedanken über Sie absolut kein Blatt vor den Mund genommen. Können Sie auch nur ansatzweise in den gesamten von mir benannten Punten/Fakten und Tatsachen verstehen warum ich so angefressen bin? Ist Ihnen das egal? Haben Sie sich über meine Briefe überhaupt Gedanken gemacht? Haben Sie beide Briefe überhaupt gelesen oder sofort dem Papierkorb zugeführt? Wissen Sie, selbst das weiß ich noch nicht einmal zu 100%. Finden Sie solch eine Ungewissheit schön, wenn Sie selbst ein Betroffener wären und auf antworten warten würden aber völlig ignoriert werden würden? Sie baten in Ihrer Stellungnahme um Entschuldigung. Meinten Sie das alles ernst, oder haben Sie bloß den vorformulierten Text vom Papier schnell abgelesen damit Ruhe einkehrt in den Stall?? Bevor Sie um Entschuldigung für etwas bitten, sollten Sie persöhnlich mit all Ihrer persöhnlich zur Verfügung stehenden Macht erkennbar, klar und deutlich Zeichen und Signale setzen, an denen man erkennen kann das Sie aus Ihren “Fehlern” gelernt haben und alles dafür tun das so etwas nie wieder in der Zukunft vorkommen wird. Bei Ihnen nicht sowie bei Ihren Nachfolgern. Um Vergebung zu erhalten sollten Sie dringlichst sich selbst sowie Ihre männlichen Kollegen sich um 180° drehen. Mit schönen daher geredeten Worten in einer Pressekonferenz , Geloben auf Verbesserung und bitten um Entschuldigung/Vergebung wird das nichts, wenn keine Taten von Ihnen folgen. Es gab da mal einen Menschen in meinem Leben, der ganz ünschöne Sachen mit mir in meiner Kindheit gemacht hatte (kein Missbrauch!!). Auf diesen Menschen hatte ich neutral formuliert einen gewaltigen Hass. Es kam der Tag an dem wir uns nach langer Zeit wieder begegnet sind. Dieser Mensch fing ganz frei von sich aus an bei mir sich zu entschuldigen für die von ihm an mir getätigten unschönen Dinge ( Schläge/Tritte/Mobbing etc) und bat um Verzeihung für sein Tun und Handeln aus der Vergangenheit. Er stand mir Rede und antwort und erklärte mir warum er in jenen Situationen so gehandelt hatte, die Ursachen seiner Persöhnlichkeit/Werdegang usw usw. Er ging mir nicht aus dem Weg. Wir telefonierten in der darauffolgenden Zeit noch viel miteinander und er fragte immer wieder aufs Neue ob und wo er mir vieleicht helfen/behilflich sein könnte. Finanziell sowie andersweitig. Die Anrufe gingen stets von seiner Person her aus. Aufgrund seines eindeutig positiven Werdegangs sah ich, dass dieser Mensch ein total anderer geworden war und das seine Bitte um Entschuldigung/Vergebung nicht bloß der Ruhe wegen von ihm ausgesprochen wurde. Die zutiefst ehrlich gemeinte Entschuldigung und bitte um Vergebung konnte ich annehmen und habe ihm vergeben. Dieser Herr war /ist übrigens kein Priester geworden in seinem Leben. Ein ganz gewöhnlicher Mensch, der es geschafft hat mit sich und seiner Vergangenheit reinen Tisch zu machen und mit seinem aktiven Tun und Handeln um Vergebung zu bitten, was ihm letzendlich auch gut gelungen ist. An Ihren Taten erkennt man Sie, nicht an ihren Worten. Zuviel haben Sie in der Vergangenheit bloß geredet, Ihr “Bedauern des Bedauerns des Bedauerns” und die “Scham der Scham der Scham über die Scham der Scham” immer wiederkehrend wie vom Tonband abgesprochen wiederholt. Dieses Reden ist mittlerweile unglaubwürdig. Ignoriert haben Sie nicht bloß mich wie ich eindeutig nun weiß. Neulich hat ein Betroffener Ihres Erzbistums mir aus der Seele gesprochen. Auf seine Frage warum Sie persöhnlich seit dem ersten Kontakt nicht mehr auf diese Person zugegangen waren meinten Sie, dass man Sie dazu gar nicht aufgefordert habe. Ein “menschliches Armutszeugnis” nannte der Betroffene in einem Interview Ihr trauriges Verhalten. Ja, da hat der Betroffene vollkommen Recht. Wissen Sie, irgendwie tun Sie mir wahnsinnig leid. Sie leben in Ihrer Klerikalen Parallelwelt, werden in Ihrer Scheinwelt ua. im Erzbischöflichen Ordinariat sowie eigenem Umfeld mit stets schönen Worten bedacht (ua. aus Gehorsams und Loyalitätsgründen ihrer “mächtigen” Person gegenüber), sehen die Realität wohl ganz selten wenn überhaupt. Die Realität sollten Sie sich lieber mal antun. Die Austrittszahlen aus Ihrer Glaubensgemeinschaft sprechen eine eindeutige Sprache. Das ist mitunter die Realität. Mit leeren Worthülsen,leeren Versprechungen sowie ignorieren von Menschen und spielen auf Zeit werden Sie keinen Erfolg mehr haben um das Ruder vielleicht doch noch herum zu reißen. Am liebsten würde ich Sie mal gerne für eine bestimmte Zeitspanne an die Hand nehmen und Ihnen die reale Welt außerhalb Ihrer geschützten Kirchenmauern/Ordinariat zeigen und Ihnen aufzeigen wie man mit Emphatie, Fürsorge, Sensibilität , Feingefühl, Ehrlichkeit und Mitgefühl weiter kommt im Leben und Dinge zum positiven hin verändern kann. Leider kommt man an Sie so einfach nicht heran. Leider schützt Ihr klerikales Umfeld Sie vor “schlechten Einflüssen”, welche Sie eigentlich dringlich brauchen um die Augen geöffnet zu bekommen. Wissen Sie, mit Ihrem ignoranten Verhalten bislang machen Sie alles nur noch viel schlimmer. Ich und weitere Menschen existieren nach wie vor. Totschweigen, Ignorieren, schön reden und (weg)beten mag vielleicht früher so relativ gut bei Ihnen und Ihren männlichen Kollegen für den Moment funktioniert haben. Diese Zeiten sind aber nun vorbei. Sollten Sie bloß reden und nichts davon in die Tat umsetzen von Ihren neuerlichen Versprechungen, dann wird das nichts mit Vergebung und Entschuldigung. Das ist so sicher wie das Amen in der Kirche.Werden Sie nun endlich aktiv! Handeln Sie! Machen Sie etwas! Setzen Sie Ihre guten Vorsätze und Versprechungen schnellstmöglichst in die Tat um! Nicht erst in 10 Jahren oder sogar später,wenn überhaupt! Jetzt! An Ihren Taten erkennt man Sie! Nicht an Ihren Worten! Mit bloß Reden und beten kommt gewiss keine positive Veränderung zustande. Denken Sie doch mal darüber nach in einer ruhigen Minute. Ich meine es nicht böse. Ich hoffe ich war jetzt nicht all zu direkt.
Über eine Rückmeldung von Ihnen wäre ich sehr erstaunt, positiv überrascht und würde mich gewiss darüber freuen.

Mit freundlichen Grüßen,

Timo Ranzenberger


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