Saarbrücken/ Freisen Der ehemalige Pastor vor Freisen, Otmar M., steht ab nächster Woche vor Gericht. Er muss sich wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung eines damals 14-jährigen Messdieners verantworten. Es sind nicht die ersten Missbrauchsvorwürfe gegen ihn. Der Fall hat extreme Brisanz, berührt die Arbeit dreier amtierender Bischöfe und hat tiefe Wunden in die Gemeinschaft einer saarländischen Gemeinde geschlagen.
Drei heutige Bischöfe befassten sich bereits mit dem Fall Otmar M.
Die Historie des Falles ist brisant und zeichnet ein verheerendes Bild vom Umgang des Bistums Trier mit dem Thema Missbrauch durch Geistliche. Ins Rollen gebracht hatte die Ermittlungen gegen den Ex-Pfarrer der ehemalige Messdiener Timo Ranzenberger, der vor dem Saarbrücker Landgericht als Zeuge aussagen wird. Der heute 39-Jährige wirft Otmar M. vor, ihn 1999 sexuell missbraucht zu haben. Ranzenberger hatte M. 2006 angezeigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelte. Otmar M. soll damals die mutmaßlichen Taten bei der Polizei zum Teil gestanden haben. Wegen Verjährung stellte die Staatsanwaltschaft Saarbrücken die damaligen Ermittlungen jedoch ein. Sie informierte allerdings das Bistum Trier über die Ermittlungen gegen den Pfarrer. Das Bistum reagierte nicht. Neun weitere Jahre blieb Otmar M. im Amt, bis er 2015 beurlaubt wurde, weil er sich nicht an Absprachen mit seinem vorgesetzten Pfarrer hielt, wie das Bistum damals angab. Erst 2016, nach weiteren Missbrauchsvorwürfen, leitete die Kirche ein Verfahren gegen Otmar M. ein und erteilte dem Pastor ein Kontaktverbot zu Kindern und Jugendlichen. Das kirchliche Verfahren ist noch immer nicht abgeschlossen.
Drei heutige Bischöfe der katholischen Kirche waren in ihrer Zeit im Bistum Trier mit dem Freisener Fall befasst und standen und stehen für ihren Umgang damit in der Kritik: der ehemalige Trierer Bischof Reinhard Marx (2002 bis 2008, heute Erzbischof von München und Freising), sein Nachfolger Stephan Ackermann, seit 2009 Bischof von Trier und ehemaliger Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und der damalige Trierer Generalvikar Georg Bätzing (2012 bis 2016), heute Bischof von Limburg und aktueller Vorsitzender der DBK. Alle drei Bischöfe haben, nachdem die Missbrauchsvorwürfe im Bistum Trier und der Fall Freisen bekannt wurden, mehrfach Fehler im Umgang damit eingeräumt. Marx lehnte das Bundesverdienstkreuz ab und bot seinen Rücktritt an, blieb aber auf Wunsch des Papstes im Amt. Bischof Ackermann gab sein Amt als Missbrauchsbeauftragter nach anhaltender Kritik ab.
Quelle und vollständiger Artikel:
https://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/prozesse-gericht/prozess-gegen-freisener-ex-pfarrer-wegen-sexuellen-missbrauchs-beginnt_aid-84226949
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