Kommentar Causa Freisen- "Ende der Beweisaufnahme in Sicht?"

Veröffentlicht am 1. November 2022 um 23:17

Am 7. Oktober 2022  erschien ein Artikel der Saarbrücker Zeitung mit folgender Überschrift: "Vorwurf des sexuellen Missbrauchs:Ende der Beweisaufnahme in Sicht?"

Mit der Beweisaufnahme war nicht etwa das juristisch weltliche Verfahren gemeint. Nein,nein. Von wegen. Weiter unten unter der Überschrift war zu lesen: Freisen „Das Ende der Beweisaufnahme steht bevor.“ Das schreibt eine Sprecherin des Erzbistums Köln auf Nachfrage der Saarbrücker Zeitung  zum kirchlichen Strafverfahren gegen den ehemaligen Freisener Pfarrer, der des Missbrauchs Minderjähriger beschuldigt wird."......

Seit nunmehr 4 Jahren (im Januar 2023 wird es Jahr 5) befindet sich das kirchenrechtliche Verfahren beim Kölner Kirchengericht, aus Neutralitätsgründen vom Bistum Trier an Köln abgegeben Anfang 2018.

Hut ab. Im bald 5. Jahr befindet man sich am Ende der Beweisaufnahme. Gottes Mühlen mahlen langsam, aber sie mahlen. Toll. 

Die kirchliche Gerichtsbarkeit wäre für jeden Schwerverbrecher in Deutschland ein wahrer Segen. Würde die weltliche Gerichtsbarkeit auch so "zügig" arbeiten, die Gefängnisse wären hierzulande wie leergefegt aufgrund nicht gesprochener Urteile. 

Selbst bei hochkomplexen Verfahren wie zum Beispiel dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach dauerte das gesamte Verfahren inklusive der Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft  von Beginn im  Oktober 2019 bis zu den Urteilsverkündungen im September 2020 nicht mal 1 Jahr. Wohlbetont und wohlgemerkt handelte es sich hier um mehrere Täter, welche schwerste Verbrechen begangen hatten. Die Betonung liegt bei mehreren Tätern!

Bei dem Freisener ex-Pfarrer handelt es sich um einen (!!) einzelnen mutmaßlichen Täter (!!), welcher über Jahre hinweg Jugendliche missbraucht haben soll, selbst bei der Polizei in einer polizeilichen Vernehmung im Jahr 2006 einiges zu Übergriffen im Jahr 1999 eingeräumt hat, was aktenkundig belegt ist.

Man stelle sich mal vor, Polizei, Staatsanwaltschaft und letztendlich das weltliche Gericht hätten sich so viel Zeit gelassen im Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach , wo es um  mehrere Tätern ging, so wie sich das kirchliche Gericht bei einem einzelnen mutmaßlichen Täter Zeit lässt..... Die Täter wären allesamt auf freiem Fuß, da Untersuchungshaft nur auf eine zeitlich begrenzte Zeit angewendet werden darf. Die Täter müssten allesamt bis in die Gegenwart unter "mutmaßlich" geführt werden, da rechtskräftiges Urteil noch nicht gesprochen wurde. 

Ein hochkomplexes Strafverfahren mit mehreren Tätern wie dem Missbrauchskomplex Bergisch Gladbach würde im kirchenrechtlichen Verfahren gewiss 30 Jahre dauern,wenn nicht sogar noch länger, wenn man sich mal zu Gemüte führt wie lange ein kirchenrechtliches Verfahren bei einem einzigen mutmaßlichen Täter andauert, wie nun seit Anfang 2018 bei dem Freisener ex-Pfarrer. 

Das Ende der  Beweisaufnahme steht kurz bevor.... Nun, dann können mutmaßliche Opfer und deren Angehörige dieses Freisener ex-Pfarrers nun weitere 3 Jahre bis zur Urteilsverkündung warten ( oder sogar noch länger), wenn man sich das bisherige Verfahren samt seiner Länge so auf der Zunge zergehen lässt.

Diesen Punkt sollten Bischöfe, Erzbischöfe, Generalvikare und Kardinäle sowie Laien im Synodalen Weg mal ernsthaft auf ihre Agenda setzen und dieses Problem beseitigen! Denn solche ewig langen Verfahrenszeiten in der kirchlichen Gerichtsbarkeit sind keine Einzelfälle. Sie sind "normal" in der römisch-katholischen Kirche. Dies gehört abgestellt! Auf Zeit spielen und hoffen das sich alles auf biologische Art und Weise durch natürliches Ableben des mutmaßlichen Täters oder dessen mutmaßlichen/r Opfer erledigt ist alles andere als christlich! 

Timo Ranzenberger 


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